Dokumentation Workshop Demokratie und digitaler Wandel

Am 21. November 2024 fand der erste Workshop zum Thema „digitaler Wandel und Demokratie“ in den Räumen von 3pc statt. Ziel des Workshops war es, einen eröffnenden Perspektivwechsel auf Demokratie anzustoßen, der in weiteren Veranstaltungen vertieft und gemeinsam weiterentwickelt werden soll. Dabei ging es weniger um eine abschließende Neubestimmung als um die Öffnung des Denkraums für alternative Zugänge und zukünftige Diskussionen, um den defensiven Haltungen gegenwärtiger Demokratiediskussionen zu entkommen.

Demokratie neu zu denken und sie jenseits ihrer etablierten Strukturen zukunftsfähig zu gestalten soll Teil der Programmatik von Xinnovations e. V. werden.

Der Workshop begann mit einem kurzen Input von Prof. Dr. Sebastian Sierra Barra zum Beziehungsgeflecht von Demokratie und Technologie, der zum einen historische Verbindungen zwischen Demokratie, Techniken und verschiedenen Körperfigurationen – von Staatskörpern bis zu freien und unfreien Menschenkörpern – beleuchtete, und zum anderen damit die Frage nach der Trennung von Subjekt und Objekt als Kerndiskussion demokratischer Prozesse aufwarf. Ziel war es, Überlegung in Richtung „demokratischer Produkte“ zu verdeutlichen und die Teilnehmenden für neue Perspektiven auf das Verhältnis von Materialität, Produktion und politischer Teilhabe zu sensibilisieren.

Im Anschluss wurden die Anwesenden eingeladen, eigene Ideen einzubringen. Aus den eigenen Reihen des Vereins stellte Armin Berger den Wahl-O-Mat vor. Danach wurde ein weiteres Projekt präsentiert, das die Idee eines KI-basierten Gleichstellungsmonitorings in Unternehmen und Organisationen in den Blick nimmt, um blinde Flecken in Entscheidungsprozessen sichtbar zu machen.

Nach den Vorstellungen folgte eine Diskussionsrunde an drei thematischen Tischen, die sich mit folgenden Schwerpunkten beschäftigten:

Wahlsimulator

Die Idee des Wahlsimulators beschäftigte sich mit der Weiterentwicklung des Wahl-O-Mats und stellte neben der Frage, was gewählt werden kann (Parteien, Personen, Koalitionen & politische Themen) auch die Frage nach dem Betriebssystem. Im Angebot waren Blockchain & Dezentrale Autonome Organisationen (DAOs) und Künstliche Intelligenz, die in Verbindung mit Bots und Internet of Things auch den Auswertungsmechanismus betreffen. In diesem Zusammenhang wurde die Möglichkeit von Verhaltens-Monitoring und Vetrauens-Indizes diskutiert.

Selbstwirksamkeit

Das Thema Selbstwirksamkeit wurde als Pendant zum Ohnmachtsgefühl diskutiert und in Feldern von Computerspielen, Kiezen und bürokratischen Strukturen betrachtet. Eine zentrale Rolle dabei spielte, dass die Kategorie des „Selbst“ im Kontext digitaler Vernetzung zu Verschränkungen von Nah- und Fernbereichen führte, die ein Problem für die repräsentativen Demokratien des Analogzeitalters darstellen. Ist die Kneipe am Eck wichtiger als das Online-Forum? Sind die Themen im „eigenen Land“ relevanter, als Ereignisse auf anderen Kontinenten? Welche Reichweiten und Handlungsmöglichkeiten entstehen durch digitale Infrastrukturen und wie fühlt sich Handlung im Sinne der Selbstwirksamkeit an?

Gleichstellung in Unternehmen und Organisationen

Das bereits eingangs vorgestellte Projekt wurde ebenfalls aufgegriffen und weiterdiskutiert.

Zum Abschluss präsentierten die Gruppen ihre Diskussionsergebnisse, was eine lebhafte Debatte über die Machbarkeit der vorgeschlagenen Ideen sowie aktuelle politische Herausforderungen anregte.

Die Diskussion zeigte dabei, wie tief verankert die Vorstellungen repräsentativer Demokratien noch immer sind und wie schwer es fällt, Demokratie auch infrastrukturell anders zu entwerfen.

Während die aktuellen Entwicklungen digitaler Techmonopolisten längst begonnen haben, bestehende demokratische Strukturen abzubauen und anzugreifen, scheint sich die Suche nach einer adäquaten demokratischen Antwort noch in den Kinderschuhen zu befinden. Wie können demokratische Produkte jenseits überkommener Modelle gedacht werden? Welche Infrastrukturen sind notwendig, um demokratische Prinzipien nicht nur zu bewahren, sondern weiterzuentwickeln?

Der Workshop war ein erster Schritt, um diese Herausforderungen zu benennen und konkrete Ansätze für zukünftige Diskussionen und Projekte zu formulieren. Xinnovations wird für die weitere Ideenentwicklung zur Umsetzung konkreter Projekte auch in Zukunft ein Plattform bieten.

Wer sich für das Thema interessiert und in Zukunft mit uns zusammenarbeiten möchte, meldet sich gerne direkt bei Sebastian: sierrabarra@xinnovations.org